RIETZ

Wallfahrtskirche St. Antonius

2020       Restaurierung der historischen Orgel von 1739 / 1871

Manual: C, D, E, F, G, A f3
Prinzipal          C+D Holz; E-b2 Prospekt, neu
Copl          Nadelholz+Ahorn, gedeckt; cs3-f3 Zinn, offen
Viola   8´       Nadelholz+Obstholz, offen
Fivere   8´       ab c1, Nadelholz+Ahorn, offen, tiefer schwebend
Oktav   4´       C-G Holz offen, ab A Zinn
Flöte   4'       Nadelholz+Kirschbaum, offen; ab b2 Zinn
Quint   3'       C-A Holz offen, ab B Zinn
Superoktav   2'       Zinn
Mixtur  4-3fach   1 1/3´  Zinn
Pedal: C, D, E, F, G, Aa°    Windlade chromatisch C-H
Supass 16´       Nadelholz gedeckt
Oktavpass   8´       Nadelholz offen
Quintpass   6´       Nadelholz, C-G gedeckt, Gs-H offen
Possuno   8´       Holzbecher / -köpfe, Messingkehlen, Stimmschrauben

Das Manual ist fest ans Pedal gekoppelt 

Die Geschichte1 der Rietzer Orgel beginnt im Jahr 1739, als Andreas Jäger aus Füssen für die Pfarrkirche in Fliess eine neue Orgel anfertigt. Im frühen 19. Jahrhundert wird dieses Instrument innerhalb Fliess in die neu erbaute Barbarakirche versetzt. 1869 erbaut dann Franz Weber aus Oberperfuss in der Barbarakirche ein neues Instrument, für das er das Jägersche Pfeifenwerk weiterverwendet. 1871 schließlich erhält Weber den Auftrag, eine Orgel in der Antoniuskirche zu Rietz aufzustellen. Er verwendet dazu Gehäuse, Manuallade, Klaviatur, Wellenbrett und Regierwerk der nicht mehr benötigten Jäger-Orgel aus Fliess und baut eine neue Windversorgung, sowie eine neue Pedallade samt Traktur hinzu. Mit einer Ergänzungslade erweitert er den Tonumfang im Manual bis f3 und verlängert die Klaviatur entsprechend. Das Pfeifenwerk bestückt Weber mit eigenen Pfeifen  und mit gebrauchten Registern aus unterschiedlicher Herkunft, die er geschickt zu einer neuen Disposition zusammenstellt. Zwei Schleifen der alten Manuallade, die einst wohl mit einem 1' und einem weiteren 2'-Register besetzt waren, bleiben fortan aus Platzgründen leer. Als einziges Register der Jäger-Orgel bleibt vermutlich der Prinzipal 8' im Prospekt erhalten. Jedoch gehen die Pfeifen im ersten Weltkrieg verloren und werden durch Zink ersetzt. Schließlich wurde die Orgel noch durch Umhängen der Manualtraktur und Tieferstimmen der Pedalregister um einen Halbton nach unten gestimmt.
Ziel der Restaurierung war es vor allem, die stark von Anobienbefall geschädigte Manualwindlade zu retten. Hier mussten etliche Durchstecher und Undichtigkeiten beseitigt werden, die im Laufe der Zeit auch zu Schäden am Pfeifenwerk durch häufiges Nachstimmen und anbringen von Entlastungsbohrungen an den Pfeifenfüßen geführt hatten.
Auch sollte der von Franz Weber verwirklichte Zustand von 1871 beibehalten werden, weil das gesamte Pfeifenwerk von Jäger in Fliess verblieben ist und die jetzige  Disposition bereits im unrestaurierten Zustand ein bedeutsames klangliches Ergebnis erwarten ließ, obgleich der erweiterte Klaviaturumfang eine unbefriedigende Ästhetik in der Spielanlage hinterlässt. Im Zuge der Restaurierung wurde die alte Stimmtonhöhe von 456Hz bei 18°C wiederhergestellt. Die Orgel erhielt neue Prospektpfeifen sowie erstmals ein elektrisches Gebläse.

1 Recherchiert von Prof. Alfred Reichling und Dr. Matthias Reichling