SALZBURG

Kajetanerkirche

2025     Restaurierung der historischen Egedacher-Orgel

Disposition:

Manual: C,D,E,F,G,A - c3
Principal 8´     C-F Eiche, offen, G-c3 im Prospekt
Copl 8´     Nußbaum / Nadelholz, gedeckt
Octav 4´     Metall, leicht trichterförmig
Fletten 4´     Eiche / Nadelholz, offen
Quint 22/3´ Metall
Superoctav 2´     Metall
Mixtur 4fach 11/3´ Metall, mit Terzchor
Pedal: C,D,E,F,G,A - fis°, gis°
Subbass 16'   Nadelholz, gedeckt

Stimmtonhöhe 468 Hz bei 15°C

Der Gebäudekomplex des ehem. Klosters und jetzigen Spitals der Barherzigen Brüder wechselte mehrfach den Eigentümer. Daher sind leider derzeit keine Archivalien über die Erbauung der Orgel bekannt. Das Instrument dürfte aber aufgrund der Prospektgestaltung kurz nach der Fertigstellung der Kirche 1696 entstanden sein. In dieser Zeit kommen sowohl der Salzburger Hoforgelmacher Christoph Egedacher (+1706), als auch sein Sohn Johann Christoph Egedacher als Urheber in Frage.
Die Urheberschaft der Familie Egedacher ist jedenfalls aufgrund der Baumerkmale wie z.B. den Pfeifensignaturen unstrittig. Das Instrument ist über die gesamte Breite der Emporen angelegt. Zwei große Holzbalken der Brüstung laufen mitten durch das Orgelwerk hindurch. Hinter den drei mittleren Prospektfeldern befindet sich eine große Windlade für das gesamte Instrument. In deren Mittelbereich stehen in pyramidenförmiger Aufstellung die Pfeifen des Manualwerkes. Links und rechts davon befinden sich die Kanzellen der 16 Pedaltöne. Die Subbasspfeifen sind  liegend hinter den vier seitlichen Prospektfeldern untergebracht. Während in den drei mittleren Prospektfeldern der Principal 8' ab G steht, sind die vier flachen Außenfelder nur mit  Pfeifenattrappen mit halbem Körper bestückt.
Das Pfeifenwerk ist nahezu vollständig original erhalten und kaum verändert. Interessanterweise gibt es aber Hinweise, dass manche Register ursprünglich für eine andere Verwendung gebaut wurden, oder aus einem anderen Instrument stammen: Die eigenartigerweise trichterförmige Octav besitzt auf jeder Pfeifen die Signatur "D" (wie Dolkan oder Dolcian), die Quinte ist im Bass mit "m" und "p" signiert, als ob sie zu einer Pedalmixtur gehört und der Subbass hatte- obwohl liegend - ursprünglich Fußbohrungen am Kernboden. Die Pfeifenraster weisen jedoch keinerlei auffällige Veränderungen auf.
Die Spielanlage befindet sich an der Rückseite. Die Antriebstangen für die Registerschaltung sind äußerst mutig direkt zwischen den Stechern der Manualtraktur hindurchgeführt. Die Windanlage ist von jeher in einem schrankartigen Kasten an der Emporenrückwand untergebracht.
Um 1930 wurde das Instrument durch die Firma Mauracher / Salzburg pneumatisch um die fehlenden vier Halbtöne der großen Oktav ergänzt und durch hinzufügen einer neuen tiefsten Pfeife in jedem Register um einen Halbton tiefer gestimmt. Die Ergänzungen inklusive eines neuen Streicherregisters wurden in einem weiteren Kasten an der Emporenrückseite untergebracht. Das historische Instrument blieb dabei aber im Kern nahezu unangetastet. Selbst die barocke Manualklaviatur blieb erhalten und wurde nur um vier Tasten verbreitert.
1982 erfolgte eine Rückführung auf den ursprünglichen Zustand durch die Firma Rieger / Schwarzach mit Neukonstruktion der Windanlage.
Die Restaurierung 2025 diente hauptsächlich der Konservierung der bauzeitlichen Substanz. Die Veränderung des Raumklimas nach der Trockenlegung der Kirche führten zu Rissen und Undichtigkeiten in der Windlade. In der Folge wurden die Orgel häufig nachgestimmt, was  zu Schäden am Pfeifenwerk führte. Daher wurde die Windlade grundlegend restauriert und sämtliche Lederteile erneuert. Die Orgel erhielt zudem zwei neue Mehrfaltenbälge, die sowohl mit Gebläse betrieben, als auch von Hand aufgezogen werden können. Nach eingehender Untersuchung am Pfeifenwerk und während der Vorintonation kamen wir zu dem Schluss, dass die Orgel ursprünglich noch modifiziert mitteltönig temperiert war. Eine 1/6-Komma-Stimmung konnte ohne größere Manipulationen am Pfeifenwerk gut realisiert werde.
Eine umfangreiche Dokumentation der Restaurierung ist in unserer Werkstatt erhältlich.